Schlangenbader Gespräche

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Protokoll 2016




Das gesamte Protokoll hier als PDF-Download.

Nachdem im letzten Jahr das „Ende des Europäischen Hauses“ ausgerufen worden war, verhieß das diesjährige Schlangenbader Gespräch allen Widrigkeiten zum Trotz einen möglichen Neuanfang in den deutsch-russischen Beziehungen. Unter dem Titel „Ein neuer Neustart?“ diskutierten über 75 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in insgesamt vier Panels die zentralen Fragen der deutsch- russischen, aber auch im breiteren Sinne der Ost-West-Beziehungen. Zwei der Sitzungen waren aktuellen militärischen Konflikten gewidmet: Neben dem seit Jahren diskutierten Konflikt in der Ukraine stand diesmal zum ersten Mal auch der Krieg in Syrien auf der Tagungsordnung. Das dritte Panel fragte unter dem provokativen Titel „Wie dehnbar ist das Völkerrecht?“ nach dem Zustand des internationalen Regelwerks. Vor allem die Rolle von völkerrechtlichen Präzedenzfällen sowie Verfahren zur Weiterentwicklung des Völkerrechts sorgten für kontroverse Diskussionen unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die vierte und letzte Sitzung beschäftigte sich mit dem Thema „Universelle vs. traditionelle Werte“, wobei sich die Schwierigkeiten, den diffusen Wertebegriff handhabbar zu machen und für politische Debatten zu nutzen, im Verlauf des Panels deutlich herausstellten.
Das Schlangenbader Gespräch als Forum für einen offenen Dialog zwischen der deutschen und der russischen Seite bot zwar auch in diesem Jahr einen allseits geschätzten Rahmen für einen Meinungsaustausch selbst zu kritischen und äußerst kontroversen Fragen. Allerdings beklagten viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch in Schlangenbad einen Mangel an gegenseitigem Verständnis und sahen darin einen der Hauptgründe für die gegenwärtige Krise in den deutsch- russischen Beziehungen. Bereits am Vorabend der Konferenz hatte der russische Schriftsteller Wiktor Jerofejew dieses Gefühl des Fremden hervorgehoben, das Menschen sowohl in Russland als auch in Deutschland auf Reisen in das jeweils andere Land beschleiche. Eine wirkliche Nähe und Vertrautheit zwischen beiden Ländern, die als ein stabiles Fundament für die politischen Beziehungen dienen könnte, existiere also nach wie vor nicht. Daher lud Jerofejew dazu ein, „in die russische Welt einzutauchen“, denn ein neues gegenseitiges Kennenlernen sei dringend nötig.